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Flora Danica – Porzellan von Royal Copenhagen

Die Geschichte von Royal Kopenhagen

Die Porzellan - Manufaktur Royal Copenhagen, zu Deutsch Königlich Kopenhagen, wurde 1775 von Frantz Heinrich Müller in Kopenhagen gegründet. Im Jahr 1779 war finanzielle Unterstützung durch das Königshaus vonnöten, die Manufaktur wurde Staatseigentum und wurde bis ins Jahr 1868 vom dänischen Hof geleitet. Koalitionskriege und die Kontinentalsperre brachten die Herstellung des Porzellans zwischen 1806/07 und 1816 zum Stillstand.

Die Stiefmutter von König Christian VII., Juliane Marie, unterstützte die Manufaktur mit großer Begeisterung und die guten Verbindungen des offiziellen dänischen Hoflieferanten zur königlichen Familie blieben stets bestehen.

Ab 1868 teilten sich private Gesellschafter die Verantwortlichkeit und verkauften im Jahr 1882 alle Anteile an die Fayencefabrik Aluminia.

Im zwanzigsten Jahrhundert konnte Royal Copenhagen expandieren, es folgten die Konzentration auf Luxusgüter sowie Übernahmen und Zusammenschlüsse zum Konzern Royal Scandinavia, unter mehreren Änderungen der Besitzverhältnisse ab dem Jahr 2001.

Das Tafelservice Flora Danica - ein königliches Geschenk

Das bedeutendstes Erzeugnis von Royal Kopenhagen, das Tafelservice Flora Danica (lat. Dänische Pflanzenwelt) wird nach wie vor in Dänemark hergestellt und das mit derselben Leidenschaft und Perfektion wie seit dem Jahr 1790, als der dänische Kronprinz Friedrich und spätere König Friedrich VI. (1768-1808) der Manufaktur Royal Copenhagen den Auftrag für das Speiseservice erteilt haben soll.

Während des Russisch-Schwedischen Krieges (1788-1790) unterhielten Russland und Dänemark Militärbündnisse, die jedoch im wichtigsten Moment seitens Dänemark nicht eingehalten wurden. Um Wiedergutmachung zu leisten und auch die Fähigkeiten des dänischen Königreiches zur Schau zu stellen, bestellte der Kronprinz für die begeisterte Porzellansammlerin Kaiserin Katharina II. ein ihrer würdiges Versöhnungsgeschenk.

Und tatsächlich, mit dem Service Flora Danica entstand innerhalb von zwölf Jahren ein eindrucksvollstes Speiseservice, das Epochen überdauerte und auch weiterhin überdauern wird.

Kaiserin Katharina II. verstarb jedoch beretis im Jahr 1796, woraufhin die Produktion zunächst eingestellt wurde.

Nachdem der Kronprinz den Auftrag erneuerte, wurde das Meisterstück der Handwerkskunst Ende 1802 ausgeliefert und erstmals Ende Januar 1803 für sein Geburtstagsbankett verwendet.

Flora Danica - woher kommt der Name?

Das Motiv und der Name sind eine Anlehnung an das bereits im Jahr 1648 herausgegebene Buch Flora Danica von Simon Pauli, einem deutschen Botaniker und Leibarzt des damaligen Königs von Dänemark und den Niederlanden, Christian IV., das Heilkräuter und Pflanzen von medizinischem Interesse beschrieb, sowie an das etwa hundert Jahre später, im Zeitalter der Aufklärung, von Friedrich V. von Dänemark angeordnete Nachschlagewerk, in das sämtliche Pflanzen des Königreiches aufgenommen wurden. Es sollte das botanische Interesse der Bevölkerung wecken und diese gleichzeitig über die nützlichen und schädlichen Eigenschaften aller Wildpflanzen der dänischen Territorien des achtzehnten Jahrhunderts (der Königreiche Dänemark und Norwegen mit Island, Färöer und Grönland, der Herzogtümer Schleswig und Holstein und der Grafschaften Delmenhorst und Oldenburg), der "Flora Danica", aufklären.

Georg Christian Oeder (1728-1791), Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Kopenhagen, wurde im Jahr 1752 mit dessen Veröffentlichung, an der auch ein wissenschaftliches Unternehmen interessiert war, beauftragt.

Für die Erstellung der Blumenbilder wählte er unter anderem den ausgebildeten Porzellanmaler Johann Christoph Bayer (1738-1812), dessen Fachgebiet die Blumenmalerei war. In der königlichen Porzellanmanufaktur in Kopenhagen hatte dieser später eine leitende Position inne und war dort, gemeinsam mit seinem Sohn Johann Theodor Bayer (1782–1873), auch für die Bemalung der Flora Danica-Serviceteile nach dem Vorbild des Nachschlagewerkes verantwortlich – ein Lebenswerk, das im Fabrikjournal von Royal Copenhagen die Bezeichnung „Perlmuster, farbig bemalt mit Flora Danica“ trug.

Das erste Heft im Nachschlagewerk Flora Danica erschien mit finanzieller Unterstützung des Königshauses im Jahr 1761. Die darin enthaltenen sechzig Kupferdrucke waren so großartig, dass weltweit über sie gesprochen wurde.

Vollendet wurde das Tafelwerk erst mit der Herausgabe des 51. Heftes inklusive dreier Beilagen im Jahr 1883 - ganze 122 Jahre, elf Botaniker sowie 3240 handkolorierte Kupferstiche voller Blumen- und Pflanzenmotive später.

Das erste Flora Danica Service ist eine immerwährende Ehrung des dänischen Pflanzenreichs, des dänischen Designs sowie der dänischen Handwerkskunst. Jedes einzelne Stück ist von herausragender Qualität und ein Kunstwerk für sich.

Original oder Fälschung?

Im achtzehnten Jahrhundert waren Nachbildungen asiatischer Pflanzenornamente bereits üblich, zum Ende das Jahrhunderts verbreiteten sich Porzellandekore mit wirklichkeitsgetreuen Blumenabbildungen wie beispielsweise dem Zwiebelmuster sehr stark. Auf diesen „Indische Malerei“ genannten Dekoren wurden lediglich einzelne, besonders schöne Blumen, Blüten und Blätter abgebildet, wohingegen auf dem Service Flora Danica alle Wildpflanzen mitsamt Moosen, Pilzen, Flechten, Farnen und Kräutern nicht nach ästhetischen Kriterien ausgewählt, sondern in enzyklopädischer Vollständigkeit, Präzision und auch stets in ihrer exakten Größe, ganz nach dem Vorbild des hochgelobten Buches, aufgemalt wurden.

Unter dem Boden jedes Stückes befindet sich der exakte Name der aufgemalten Pflanze.

Flora Danica – Das aufwendige Dekor

Das Übertragen der außergewöhnlich umfangreichen Bilder von den quadratischen Tafeln auf runde oder ovale Porzellanstücke stellte eine große Herausforderung dar. Dabei mussten Kompromisse eingegangen werden, die den lehrhaften Charakter des Dekors jedoch nicht beeinträchtigten durften. Musste ein sehr großes Exemplar dargestellt werden, wurde dieses auf zwei Teilen nebeneinander platziert.

Das aus einem Blattkranz mit Perlschnüren bestehende Randmuster ist auf allen Stücken zu finden und wie die geriffelten, von Hand gezackten Kanten teilvergoldet. Die Blumen auf Griffen und Deckeln wurden aufwendig in Formen gegossen.

Das Aufmalen der Pimpinelle (Kleiner Wiesenknopf) etwa erfolgte mit zwölftausend Pinselstrichen. Ein zwei Zentimeter großer Strauß nahm beispielsweise vier Stunden, ein fünfzehn Zentimeter großer Kranz zwei Tage Arbeitszeit in Anspruch.

Der Großteil des Originalservices verblieb im dänischen Königshaus und wird ausschließlich zu besonderen Anlässen wie Staatsbanketten, Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern auf Schloss Christiansborg genutzt. Ein kleinerer Teil wird in den Schlössern Amalienborg und Rosenborg ausgestellt. Von den einst 1835 Exemplaren sind noch etwa 1500 erhalten. Im Jahr 1841 zerbrachen 32 Platten. Wie die weiteren Teile abhandenkamen, ist nicht überliefert.

Bevor die dänische Prinzessin Alexandra dem Prinzen von Wales und späteren König Edward VII. im Jahr 1863 das Jawort gab, wurde die Herstellung von Flora Danica wieder aufgenommen - ein Komitee angesehener Damen der Gesellschaft hatte beschlossen, dem Brautpaar dieses exzellente Geschirr als Hochzeitsgeschenk zu überreichen.

Im Unterschied zum Originalservice spielten nun bei der Blumenauswahl ästhetische Empfindungen eine Rolle und es standen dabei auch alle Teller zur Auswahl, die zuvor als Vorlage dienten.

Nachdem diese Neuauflage, die heute Teil der königlichen Sammlung auf Schloss Windsor ist, besonderes Interesse hervorrief, nahm Royal Copenhagen das Muster in den offiziellen Verkaufskatalog auf.

Porzellan mit Dekor Flora Danica von Royal Copenhagen gehört auch heute noch zu den exklusivsten Porzellandekore aller Zeiten. Das als Nationalheiligtum verehrte Kulturerbe wurde im Jahr 2006 in den Kanon des dänischen Kulturminsteriums aufgenommen.